Südpunkt
Astronomie
Basiswissen
Der Südpunkt ist ein Punkt am Horizont. Er ist genau der Punkt, wo sich der Horizont und eine Linie Richtung Süden schneiden. Hier ist kurz erklärt, wie man den Südpunkt ohne Instrumente finden kann.
Der astronomische Südpunkt
Der Südpunkt ist ein Punkt auf dem Horizont. Er liegt nicht immer genau in Richtung des magnetischen Südens, denn es gibt mehrere Definitionen von Süden, die sich zwar ähnlich aber nicht gleich sind. Der astronomische Südpunkt ist definiert als der "der südliche Durchschnittspunkt des Meridians mit dem Horizont[2]". Durchschnittspunkt heißt in dieser Definition so viel wie Schnittpunkt. Der Meridian in der Astronomie wiederum ist derjenige gedachte Kreis über die Himmelskugel der sowohl durch den Polarstern wie auch den Zenit geht. Der Zenit ist immer der höchste Punkt am Himmel, senkrecht über dem Beobachter. Da man aber den Polarstern tagsüber (oder bei Bewölkung) nicht sieht, und auch der Meridian nicht leicht vorstellbar ist, ist die Lage des Südpunkt am Horizont mit Hilfe dieser Definition nicht besonders leicht zu bestimmen.
Den astronomischen Südpunkt anschaulich gedacht
Anschaulich gesprochen ist der Südpunkt auf jener Punkt auf dem Horizont, auf den die Mitte der Sonnenscheibe von ihrem höchsten Stand im täglichen Lauf des Himmels senkrecht nach unten herabfallen würde. Hier ist das Problem wiederum, dass man mit bloßen Auge nur schwer den Moment des höchsten Standes der Sonne am Himmel abschätzen kann. Zudem ist es für die Augen nicht gut, wenn man direkt in die Sonne blickt. Der Moment des höchsten Standes eines Himmelskörpers nennt man übrigens Kulmination ↗
Den astronomischen Südpunkt mit einem Gnomon bestimmen
Das Gnomon[5] ist eines der ältesten Hilfsmittel der Astronomie, eigentlich nur ein senkrechter schmaler Stab, der einen Schatten wirft. Ist das Gnomon einigermaßen lang, zum Beispiel ein oder zwei Meter, und ist das obere Ende einigermaßen Spitz dann wirft es einen halbwegs engen und scharfen Schatten auf den Boden. Die Länge dieses Schatten ändert sich ständig mit dem Lauf der Sonne. In dem Moment wenn die Sonne am höchsten am Himmel steht, sie in der Sprache der Astronomie also kulminiert ist auch der Moment des sogenannten wahren Mittags. Dann zeigt der Schatten genau in Richtung des astronomischen Südpunktes. Siehe auch Gnomon ↗
Der astronomische Südpunkt und das Azimut
Das (auch der) Azimut ist ein Winkel der entlang des Horizontes gemessen wird. Das Azimut gibt an, wie viele Grad als Winkel der gedachte Aufschlagpunkt eines Himmelskörpers vom Südpunkt oder vom Nordpunkt entfernt ist. In der Astronomie wurde traditionell das Azimut meist zum Südpunkt hin gemessen[6]. Siehe auch Azimut ↗
Die Analogie zum astronomischen Nordpunkt
So wie man sich den astronomischen Südpunkt als Aufschlagpunkt der Sonne auf den südlichen Horizont am wahren Mittag vorstellen kann, so kann man sich den Nordpunkt als Aufschlagpunkt des Polarstern auf dem nördlichen Horizont vorstellen. Da der Polarstern aber immer fast genau am Himmelsnordol steht, muss man für die Bestimmung des Nordpunktes keinen besonderen Zeitpunkt abwarten. Siehe auch Nordpunkt ↗
Fußnoten
[1] 1837, Mittagspunkt bei Sonnenuhr: "Der Mittagspunkt dieser Uhr ist der Punkt in dem Kreisumfange, durch welchen der Meridian des Ortes geht, an dem die Uhr aufgestellt ist, oder auf welchen Mittags um 12 Uhr der Schatten des Stifts fällt." In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 221-222. Online: http://www.zeno.org/nid/20000865494
- [2] 1856: "Mittagshöhe die Höhe eines Gestirns bei seinem Eintritt in den Meridian eines Orts. Mittagspunkt oder Südpunkt der südliche Durchschnittspunkt des Meridians mit dem Horizont." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 203-204. Online: http://www.zeno.org/nid/20003435873
- [] 1863: "Der Südpunkt ist der 180.° der in 360° getheilten Windrose; es ist die Stelle, welche die Sonne im wahren Mittag einnimmt." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 63. Online: http://www.zeno.org/nid/20011037776
- [] 1904, zum wahren Mittag: "Wahrer Mittag ist in einem bestimmten Beobachtungsort der Erde in dem Augenblick, in dem der Mittelpunkt der Sonne, wie sie am Himmel erscheint, den Meridian des Beobachtungsorts passiert." In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 822-823. Online: http://www.zeno.org/nid/20006146945
- [3] 1909, Mittagspunkt als Südpunkt: "Südpunkt (Mittagspunkt), derjenige der beiden Schnittpunkte des Meridians mit dem Horizont, der dem Südpol näher liegt." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 186. Online: http://www.zeno.org/nid/20007544839
- [4] 1911, Mittagspunkt als Südpunkt: " Mittagspunkt, Südpunkt, der südl. Durchschnittspunkt des Meridians mit dem Horizont." Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 196. http://www.zeno.org/nid/20001360663
- [5] 1911, das Gnomon: "(grch., »Zeiger«), senkrechter Stab oder Obelisk, aus dessen Schattenlänge auf einer wagerechten Ebene die Mittagslinie und die Mittagszeit (kürzester Schatten) bei Sonnenschein ermittelt wurden, dann der schattenwerfende Stab jeder Sonnenuhr" In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 693. Online: http://www.zeno.org/nid/20001148362
- [6] 1857: "Azĭmuth (arab., Astr.), der Winkel (Azimuthalwinkel), den sein Vertical am Zenith mit dem Meridiane macht; das Maß desselben ist ein Bogen des Horizonts. Je nachdem dieser Bogen vom Mittagspunkte ab nach O. od. W. auf dem Horizonte bis 180° fortgezählt wird, hat man einen östlichen od. westlichen A." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 110-111. Online: http://www.zeno.org/nid/20009448764
