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Seele in der TRE


Theologie


Basiswissen


Die Theologische Realenzyklopädie ist ein Standard-Nachschlagewerk sowohl für katholische als auch evangelische Theologen. Es umfasst 36 Bände und wurde 1977 zum ersten Mal in Buchform herausgegeben.

Themen


Die TRE in der Ausgabe von 1999 widmet dem Stichwort "Seele" die Seiten 737 bis 759 mit den folgenden Unterthemen:


Hier sind einige Aspekte herausgegriffen, die Vorstellungen von Seele aus naturwissenschaftlicher Sicht behandeln.

Die Mehrdeutigkeit des Begriffs der Seele


Auf Seite 760 wird die Frage aufgeworfen, ob der Begriff "Seele" überhaupt mit einheitlicher Bedeutung benutzt wird: "Eine konkrete Bestimmung der ursprünglichen Gegebenheit 'Seele' stellt sich nun allerdings in der gegenwärtigen Lage des allgemeinen theoretischen Diskurses als eine schwierige Aufgabe dar. Sympton dieser Schwierigkeit ist die Tatsache, daß das Lexem 'Seele' seit der Mitte des 19. Jh. aus der wissenschaftlichen Sprache verschwindet bzw. im philosophischen Diskurs über die Einheit von Leib und Seele als Synonym für das Lexem 'Geist' (im Sinne des kognitiven und reflexiven Bewustseins) verwendet wird." Einige Zeilen später fragt das TRE "Ob diese verschiedenen theoretischen Schulen überhaupt noch auf denselben Gegenstand bezogen sind ..."

Die Seele in der mittelalterlichen Scholastik


Die Scholastik war das kirchlich organisierte Bemühen, den römisch-christlichen Glauben in eine widerspruchsfreie Verbindung mit dem streng rationalen Denken zu bringen. Diese Bewegung fand ihren Höhenpunkt etwa zeitgleich mit den Kreuzzügen in Nahen Osten. Im TRE steht auf Seite 760 über den Seelenbegriff dieser Zeit: "Die verschiedenen Schulrichtungen der Scholastik konvergieren in dem Bemühen, im Rahmen einer 'Bild-Gottes-Anthropologie' [] die menschliche Person als Einheit von Seele und Leib und als die in Gottes unmittelbarem Schöpferwirken begründete Freiheit des vernünftigen Willens zum Guten zu entfalten." Der Seelenbegriff erhält seine Bedeutung hier durch seine Bezugnahme auf Gott, eine Fassung, die auch Martin Luther beibehielt.

Die Seele in den Naturwissenschaft


Seit dem 14ten Jahrhundert begab sich das naturwissenschaftliche Denken in zunehmende Entfernung zu christlichen Glaubenssätzen. Eine Begründung des Seelischen in Gott verschwand immer mehr. So zitiert das TRE den englischen Empiristen Thomas Hobbes (1588 bis 1679) mit folgenden Worten: "Von einer Seele gibt es überhaupt keine Idee, sondern wir schließen auf etwas, das dem menschlichen Körper einwohnt und ihm die Lebensbewegung gibt, und dies nennen wir Seele." (Seite 753). Das TRE verallgemeinert Hobbes Aussage zu dem Urteil, dass die Seele für die Naturphilosophie gar nicht existiere. Oder aber die Seele als Begriff lediglich ein Synonym für den Gegenstand des Sinnesempfindung sei, als reines Bewusstsein. Die Preisgabe einer real existierenden Seele findet laut TRE seinen klaren Ausdruck im "überwiegend angelsächsischen Empirismus des 20. Jh., der sich in verschiedenen Strömungen zeigt (als Pragmatismus, als Behaviorismus, Analytische Sprachphilosophie u.ä.), läßt die Seele in ihren sinnenhaften leiblichen und sprachlichen Äußerungen aufgehen. Einzelbehandlungen über den Geist, 'mind' wie bei B. Russell (Analysis of Mind), London 1921 und Gilbert Ryle (The Concept of Mind, London 1949) [], stimmen darin überein, die Seele oder den Geist nicht als immaterielle Substanz [] aufzufassen, sondern als aus Erscheinungen abgeleitete logische Konstruktion."

Kritik


Aspekte von Seele mit den Methoden und Theorien der Naturwissenschaft in Verbindung zu bringen war ein Bestreben vieler herausragender Wissenschaftler. Beispielhaft seien hier Namen wie Erwin Schrödinger, John Eccles, William James, Roger Penrose und Henry Stapp genannt.

Fußnoten