Objektivismus
Physik
Grundidee
Die neuzeitliche Wissenschaft geht davon aus, dass man objektive Wahrheit nur durch Ausschalten subjektiver Einflüsse wie etwa Emotionen, persönliche Perspektiven oder Interessen erlangen kann[1]. In dieser Definition implizit enthalten ist dann auch die Annahme, dass es eine solch objektive Realität gibt, was Physiker heute zunehmend anzweifeln[2]. Die Idee einer für sich alleine objektiv existierenden physikalischen Realität war ein Grundbaustein für die klassische Physik ↗
Fußnoten
- [1] Metzeler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Seite 410.
- [2] Es stellt sich letztlich heraus, dass Information ein wesentlicher Grundbaustein der Welt ist. Interview von Andrea Naica-Loebell mit Anton Zeilinger. Telepolis, 7. Mai 2001.
- [3] Das Ausschalten der subjektiven Anteile von Sinneserlebnissen aus der physikalischen Beobachtung beschrieb der Physik Max Planck anschaulich auf einem Vortrag im Jahr 1908: "Welcher Physiker denkt heutzutage bei der Elektrizität noch an geriebenen Bernstein oder beim Magnetismus an den kleinasiatischen Fundort der ersten natürlichen Magnete? Und in der physikalischen Akustik, Optik und Wärmelehre sind die spezifischen Sinnesempfindungen geradezu ausgeschaltet. Die physikalischen Definitionen des Tons, der Farbe, der Temperatur werden heute keineswegs mehr der unmittelbaren Wahrnehmung durch die entsprechenden Sinne entnommen, sondern Ton und Farbe werden durch die Schwingungszahl bzw. Wellenlänge definiert, die Temperatur theoretisch durch die dem zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie entnommene absolute Temperaturskala, in der kinetischen Gastheorie durch die lebendige Kraft der Molekularbewegung, praktisch durch die Volumenänderung einer thermometrischen Substanz bzw. durch den Skalenausschlag eines Bolometers oder Thermoelements; von der Wärmeemfpidnung ist aber bei der Temperatur in keinem Fall mehr die Rede. Genau ebenso ist es mit dem Begriff der Kraft gegangen. Das Wort „Kraft“ bedeutet ursprünglich ohne Zweifel menschliche Kraft, entsprechend dem Umstand, daß die ersten und ältesten Maschinen: der Hebel, die Rolle, die Schraube, durch Menschen oder Tiere angetrieben wurden, und dies beweist, daß der Begriff der Kraft ursprünglich dem Kraftsinn oder Muskelsinn, also einer spezifiischen Sinnensempfindung, entnommen wurde. Aber in der modernen Definition der Kraft erscheint die spezifische Sinnesempfindung ebenso eliminiert, wie in derjenigen der Farbe der Farbensinn." In: Max Planck: Die Einheit des physikalischen Weltbildes. Vortrag, gehalten am 9. Dezember 1908 in der naturwissenschaftlichen Fakultät des Studentenkorps an der Universität Leiden. Die Methode Beobachtungen und Messungen auf ausführbare Anleitungen zu reduzieren nennt man auch Operationalisierung ↗
- [4] Dass beim Ausschalten des Subjekts in der Physik durchaus etwas Sonderbares geschieht, beschrieb wiederum Max Planck: "Bedenkt man […] daß doch die Empfindungen anerkanntermaßen den Ausgangspunkt aller physikalischen Forschung bilden, so muß diese bewußte Abkehr von den Grundvoraussetzungen immerhin erstaunlich, ja paradox erscheinen. Und dennoch liegt kaum eine Tatsache in der Geschichte der Physik so klar zutage wie diese. Fürwahr, es müssen unschätzbare Vorteile sein, welche einer solchen prinzipiellen Selbsttäuschung wert sind!" In: Die Einheit des physikalischen Weltbildes. Vortrag, gehalten am 9. Dezember 1908 in der naturwissenschaftlichen Fakultät des Studentenkorps an der Universität Leiden. Dass dieser Schritt vielleicht im 19ten und 20ten Jahrhundert methodologisch zunächst sinnvoll Jahr, aber auf lange Sicht die physikalisch Erkenntnis folgenreich einengen könnten, legen die enge und möglicherweise untrennbare Einflussnahme des Psychischen auf das angenommen Materielle dar. Das klassische Phänomen der Physik dazu ist das Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon ↗