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Silberschmiede Adam Manns


Dörnigheim


Kurzinformation


Von 1923 bis 1988 wurden in der Silberschmiede Adam Manns & Sohn in Dörnigheim am Main (bei Frankfurt) antike Silberwaren hergestellt. Die Geschichte, der Betrieb und Informationen zum Nachlass (Zeichenakademie Hanau) werden hier kurz von Urenenkel[2] vorgestellt.

Einführung



Herkunft



Charakterisierung als Manufaktur


Obwohl sich der Firmengründer und Inhaber Adam Manns selbst als "Fabrikant" bezeichnet, war die Silberschmiede als Betrieb selbst keine Fabrik sondern eine Manufaktur: als Maschinen kamen nur schnell rotierende Bürsten (Schleifen und Kratzen) zum Einsatz. Alle anderen Arbeitsgänge wurde stark arbeitsteilig aber in Handarbeit ausgeführt. Typische Werkzeuge waren Feilen, Hämmer, Lötgerät, Vergoldungsbecken und Metallsägen. Siehe auch Manufaktur ↗

Entstehungszeit


Adam Manns, Jahrgang 1874 wurde an der Zeichenakademie in Hanau zum Silberschmied ausgebildet. Er arbeitete dann in Hanau in seinem Beruf (Firma Kurz?). Nach dem ersten Weltkrieg soll er gemeinsam mit seiner damaligen Chefin in Paris gewesen sein und dort Inspirationen für eigene Silberprodukte geholt haben. Beim Besuch von Geschäften habe die Chefin Verkäufer in Gespräche verwickelt, während Adam mehr oder minder heimlich Zeichnungen von Waren anfertigte. Unter anderem aus diesen fertigte er in der Wohnung in der Kennedystraße 10 abends eigene Modelle als Vorlage für Gußformen an. Im Jahr 1922 erfolgte die Gründung der eigenen Silberschmiede. Im Hinterhof des Wohnhauses in der Kennedystraße 12 in Dörnigheim wurde ein in Nord-Süd-Richtung verlaufendes zweistöckiges Gebäude errichtet, das heute[2020] noch steht. Sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock fand dann die Produktion statt. Belegschaftsphotos aus den Jahren 1935 und 1938 zeigen 10 bis 20 Mitarbeiter.

Zweiter Weltkrieg


Im Jahr 1938 übernahm der Sohn, Wilhelm Manns (Jahrgang 1905) die Geschäftsführung. Wilhelm Manns war gelernter Kaufmann. Wilhelm war während des Krieges aufgrund seiner französischen Sprachkenntnisse in St. Nazaire in Frankreich stationiert. Im Krieg wurden unter anderem auch größere Stückzahlen Eiserner Kreuze als Auszeichnung für Soldaten hergestellt. Vor Zerstörungen blieb die Schmiede verschont.

Nachkriegsaufschwung


Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg soll viel zerstörte Ware aus Hanau zum Einschmelzen in die Schmiede gelangt sein. (In den letzten Kriegswochen hatte Hanau einen schweren Bomberangriff erlitten). Hauptkunden während dieser Zeit sollen amerikanische Soldaten gewesen sein. Es folgte eine bauliche Erweiterung: in den Jahren 1951 und 1952 erhielt die Werkstatt eine von Ost nach West verlaufende Erweiterung, womit die heutige (2019) L-Form entstand. Bis in die 1970er Jahre ging es mit der Produktion weiter aufwärts. Silberwaren wurden zu festen Händlern, zum Beispiel im Ruhrgebiet, verkauft. Ein renommierter Kunde war der Juwelier Rüschenbeck. Während dieser goldenen Jahre wurde in den Lokalzeitungen immer wieder über die Schmiede berichtet.

Besteckmarkenbuch



AMD



Silberner Bembel



Arbeitsgang Gießen


Die fertigen Produkte setzten sich normalerweise aus vielen Einzelteilen zusammen. Bei einem Leuchter waren dies zum Beispiel viele kleine Füße, mehrere Bodenteile, zwei Stilelemente, mehrere Ärme und Kerzenhalter. Diese Einzelteile wurde zunächst gegossen. Dieser Arbeitsschritt wurde an auswärtige Gießereien, zum Beispiel Gans (?) und Ehrlich aus Kesselstadt vergeben. Die Gußformen wurden nach den Modellen angefertigt.

Arbeitsgang Kratzen


Die gegossenen Teile wurden nun chemisch gereinigt. Ziel war es, unerwünschte Metalle wie zum Beispiel Kupfer, aus der Oberfläche zu entfernen. Die Gußteile wurden längere Zeit in ein Säurebad gelegt. Dadurch entstanden an der Oberfläche (sulfidische?) Verbindungen, die mit rotierenden Messingbürsten (zum Beispiel 300 U/min) entfernt wurden. Dieser Arbeitsschritt hieß "Kratzen". Das Kratzen war nicht ungefährlich. Verhakte sich ein gewundenes Teil in den schnell rotierenden Bürsten, konnte dabei ein Finger mit abgerissen werden.

Arbeitsgang Ziselieren


In den Gußteilen grob angelegte Oberflächenformen wurden nun von Hand nachziseliert. Eine beliebte Form war eine als Hanauer Rose bekanntes Blumenmotiv. Die Ziseleure saßen auf niedrigen dreibeinigen Hockern an ebenfalls niedrigen Werktischen. Das entsprechende Einzelteil wurde dazu in einen speziellen Ziseleurskitt eingebettet und somit fixiert.

Arbeitsgang Löten


Die Einzelteile wurden dann mit offenen Gasflammen zusammengelötet.

Arbeitsgang Schwärzen


Um den Waren ein antikes Äußeres zu geben, wurden sie mit "Schwärze" bestrichen. Beim anschließenden Polieren blieb die Schwärze in den Vertiefungen zurück, wodurch der gewünschte Effekt entstand.

Arbeitsgang Vergolden


Manche Waren wurden abschließend noch chemisch vergoldet. Ein Beispiel ist die Innenfläche von Trinkbechern oder Obstschalen.

Zeitungsartikel


Im Nachlass fanden sich mehrere Zeitungsartikel mit Bezug und zum Teil mit Bildern aus der Silberschmiede. Digitale Kopien wurden der Zeichenakademie Hanau zusammen mit anderen Dokumenten übergeben.


Firmenende


In den 1980er Jahren sank die Nachfrage nach Silberwaren stetig, gleichzeitig drängte ausländische Konkurrenzware auf den Markt. Die Dörnigheimer Silberschmiede war eine von vielen Betrieben aus Hanau, die letztendlich schließen mussten. 1988 erfolgte die offizielle Abmeldung des Gewerbes.

Verkauf heute



Digitialer Nachlass der Silberschmiede



Anekdotisches



Fußnoten