Seligenstädter Dialekt
Kurzinfo
Basiswissen
Der Seligenstädter Dialekt gehört zum südhessischen Dialekt[3], der spätestens südlich des Mains beginnen soll. Die Worte hier wurden im Jahr 2023 von Hans Heeg (Baujahr 1963) aus „Sellestadt am Moa“ zusammengestellt. Originalton: „die leddsde Daach hadd ich e bissje Zeid e paar Werrder zusammezuschreiwe. Rauskumme is die oagehängde Lisde. Es gibt nadierlich noch viel mehr, awwer es fällt oam aach net immer gleich oi, gelle[1]. Viel Schbass beim lese.“
Beispiele zum Seligenstädter Dialekt
- Aachedeggel -> Augenlid
- aadaddsche -> Alles betatschen
- Achherrjee -> heißt übersetzt: Ach du lieber Gott
- Achherrjeesche -> Dazu gibt es auch die Bezeichnung für eine Frau, die besonders ängstlich ist
- allsemool -> Übersetzt: ab und zu
- allsford -> Begriff für ständig und ohne Unterlass, ähnlich wie "geh mir ford", nerv nicht
- annersder -> Ein Sachverhalt, der sich in Wirklichkeit völlig anders darstellt
- Annerswoherische -> Jemand der seinen Lebensmittelpunkt nach Seligenstadt verlegt hat
- aus de Lameng -> Wenn eine Sache aus dem einfach und schnell gelingt, quasi aus dem Ärmel heraus
- ausdogdern -> Übersetzt: nachforschen - Haste jetzt endlich ausgedogdert, warum dess su iss wie's iss?
- babbsadd -> überaus gesättigt mit Essen
- Babbscherstift -> das ist der Bordefeller-Lehrling (siehe auch Bordefeller)
- bassemoluff -> Ein Satzinhalt in einem Wort verpackt, nutzen die Seligenstädter sehr gerne, heiß: Jetzt pass mal auf, ich erklär dir jetzt mal was
- Berrjemoasder -> der Bürgermeister
- Blaaschwies -> Wiese, wo Wäsche (insbes. Laken) zum trocknen ausgelegt wurde, noch bis in die 50er Jahre in Seligenstadt üblich
- bladdgedabbt -> Platt getreten, kann alles mögliche sein. Es gibt in Seligenstadt auch eine Fassenachtsverbindung, die da heißt: die Bladdgedabbten Ausschmeissguudsjer (die platt getretenen Bonbons, die von den Wagen geworfen werden)
- Bloddschbacke -> Mann mit angeborenen auffällig dicken Backen im Gesicht
- bloddsche -> Zigarette rauchen
- Blunse -> Blutwurst
- Bobbekisch -> Spielzeug für kleine Mädchen - eine Puppenstube oder Puppenhaus
- Bordefeller (auch Babbscher ge- nannt) -> Alte Selig.städter Bezeichnung für Personen, die Taschen aus leder geklebt haben. Früher sehr beliebte Heimarbeit für die Lederindustrie in der Gegend von Offenbach. Hochdeutsche Schreibweise: Portefeuiller
- Brummdobsch -> ein altes Spielzeug, ein Drehkreisel den man aufziehen musste
- Buddslumbe -> größerer Wischlappen
- Buddslumbesuggler -> Versager
- dibbedaab -> Person hat sich restlos betrunken
- die wo / der wo -> für den Hochdeutschsprechenden Menschen ein grammatikalischer Horror aber sehr typisch zumindest bei uns in Selig.stadt: Bsp: "Ei dess is doch die/der, die/der wo gestern schunnemal do war" "Nemm koa Sache vunn de Leud, die wo du net kennst"
- druffhaache -> Draufhauen. Die Kinder sin widder su fresch, mer könnt nur noch druffhaache. Bei Mehrzahl: die Kinner in oan Sagg geschdobbt, druffgehache, es erwischt immer de Rischdische.
- Dunnerkeil -> Als Fluch verwendet (Betonung liegt auf Dunnerkeil) "Dunnerkeil, verdammt nochemol" wurde bei uns aber auch als Schimpfwort oft für fresche Jungen gebraucht.
- eniwwer -> rüber machen, die Seite der Straße, das Ufer oder sonstwas wechseln
- enoigerammeld -> Zusammenstoß von vorne oder von den Seiten
- Ewweletsch -> Ein einfältiger Mensch, der nur einfachste Arbeiten ausführen kann. In der Vergangenheit waren das Arbeiter die Lehmziegel getragen haben (Lehm ist Letsch)
- Gaawerlies -> sabbernde alte Frau - ebenso das Verb "gaawern", wenn einem die Spucke aus dem Mund läuft
- Gänsje und Gänsjer -> die Gans - Einzahl und Mehrzahl
- Gewidderoos -> Die Steigerung von Oos, sehr böses pubertierendes Mädchen
- Gießem - -> ligenstädter Bezeichn. Für die Ortschaft Rodgau-Jügesheim
- Grind -> Fester Belag auf ein fast zugeheilten Wunde: "jetzt hosste dir widder doi ganze Knie verschrammelt, des haalt dann erst zu, wenn de Grind druff ist"
- Grindschnuude -> Wunder oder eingerissener Mundwinkel
- Hehgelnoas -> eine Person mit einer großen Nase
- hinnerum -> hinten herum
- hinnewidd -> jemanden von hinten anstossen
- Kilomederschorsch -> Ein Mann der sehr lange Schritte macht oder sehr schnell laufen kann
- Kloanoam -> Seligenstädter Bezeichnung für die Ortschaft Klein-Auheim (gehört zu Hanau)
- Miggeschiss -> Wenn eine Sache etwas völlig banales darstellt oder ein Problem künstlich groß geredet wird
- nääwenoi -> Der Eingang ist an der nächsten Tür quasi daneben hinein eben
- Oos -> junges pubertierendes freches Mädchen (ein Aas) - (siehe auch Gewidderoos)
- Oowe -> der Ofen, in meiner Kindheit einzige Heizung in einem alten Fachwerkhaus, wurde mit Brickets oder Holz beheizt
- rabbelderr -> Klapperdürr
- rischdisch -> Richtig
- rumbreewele -> vor sich hin meckern, nicht unbedingt laut aber vernehmbar. Die Steigerung wäre dann "rumkotze".
- runnerzuus -> Das Gegenteil von Nuffzuus (nuff-nach oben, runner-nach unten)
- sackedungel -> Pechschwarze Nacht wo absolut nichts mehr zu sehen ist
- Schbeuzer -> Ein Spucker auch Bezeichnung für eine Person mit einer besonders feuchten Aussprache
- Schbrischbeudel -> Sprücheklopfer
- Schbritzgebaggenes -> Ein sehr leckeres Plätzchen in der Adventszeit - Spritzgebäck
- schdaabdrogge -> Staubtrocken, auch bezeichnend für trockene Weine oder der Gartenboden, der schon lange kein Wasser mehr bekommen hat
- Schdellaasch -> das Regal
- Schiffschaugelbremser -> Jemand der zu nichts zu gebrauchen ist oder dem man nicht trauen kann
- Schlaafsäwel -> sich langsam bewegender Mensch, der zudem auch noch langweiliges Zeug redet
- Schmaddser -> ein Kuss
- schrummbelisch -> zerknittertes irgendwas
- Schuhwixxe -> Schuhcreme oder auch als Verb: wir müsse jetzt die Schuh putzen
- sellemools -> ein wunderschönes Wort, dass Erinnerungen beschreibt: zu jener Zeit, damals
- Serwelaadsworschd -> Salami
- Subbedibbedeggel -> Der Deckel eines Kochtopfes, in dem sich Suppe befindet. Ist die Suppe leer, trifft der Begriff nicht mehr zu, es sei denn der Topf wird ausschließlich nur für Suppen verwendet
- S'war alles ferr die Kads -> poetischer Ausspruch der Seligenstädter, wenn alle Bemühungen für irgendetwas umsonst waren. Übersetzt: "Es war alles für die Katze"
- Udschebebbes -> Allgemeinbezeichnung für jemand oder etwas, der oder das alles sein könnte, vom Halodri bis zum klebrigen Bonbon. Kann auch einfach eine Bezeichnung für Unsinn sein.
- Uffschnidd -> die einzige Wurstsorte, die "wo" man bei einem Metzger kaufen kann und die mit einem "U" beginnt: Eine solche Bestellung wird bei Selig.städter Metzgern sehr oft an einem Tag abgegeben: "Ich hädd gern a verrdel Uffschnidd!" übersetzt: Ich hätte gerne 250 Gramm Wurstaufschnitt! Die kleinere Version ist: a oachtel (125 gramm)
- Unnersischgugger -> verklemmter Zeitgenosse
- Urummbel -> Tölpel
- Uuzer -> jemand der sich immer über andere Leute lustig macht
- verderderd -> eine Pflanze, die vertrocknet ist (verdörrt) - einer der Lieblingssprüche meines Vaters: "Ei wenn dem Blummestock koa Wasser gewwe duust, doann verderder der" Übersetzt: Wenn die Pflanze kein Wasser bekommt, dann trocknet sie aus.
- verjuggse -> jemand verplempert wertvolles z. B. Geld
- Wäscheprenke -> Blechwanne, in der die Wäsche gewaschen wurde
- weeschemir -> Wie so viele Wörter ein Konstrukt aus mehreren Wörtern. Übersetzt: "Von mir aus" oder "ist mir egal"
- Welzem -> Seligenstädter Bezeichnung für unseren Ortsteil Klein-Welzheim
- Werrdschaffd -> die Wirtschaft (die hiesige Gastronomie), je nach Angebot in unserer Stadt
- Zassder -> Dieser Name für Geld wird dann genutzt, wenn jemand sehr viel davon hat.
- Zeddelwerdschaffd -> Unordnung auf dem Schreibtisch. Jemand hat Unordnung in seinen Akten, völliges Durcheinander
- Zuggerschneggsche -> ein süßes Gebäck oder auch ein sehr hübsches Mädchen/junge Frau
Fußnoten
- [1] Zum Urheberrecht: Wo die Werrder her kumme due, könnt Ihr ruhisch schreiwe, aach dass die do von mir kumme due aach.
- [2] Lars Vorberger: Hessisch. Vom Babbeln und Schnuddeln. Duden Verlag. 2022. ISBN: 978-3411756735.
- [3] In einer Magisterarbeit wird Seligenstadt mit dem Südhessischen Wörterbuch in Verbindung gebracht: Philipp Heinrich Raut: Die Syntax des Genitivs im südhessischen Dialektraum. Abschlussarbeitzur Erlangung desMAGISTER ARTIUM im Fachbereich Neuere Philologiender Johann Wolfgang Goethe-UniversitätInstitut für Linguistik. 2011.