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Meeresspiegelanstieg


Geographie


Basiswissen


Dauerhaft steigende Ozeanhöhen: als Meeresspiegel bezeichnet man die durchschnittlich gedachte Wasserhöhe der Ozeane und Meere. Durchschnittlich meint: unter Vernachlässigung von Gezeiten, Stürmen und sonstigen kleineren Schwankungsgründen

Was ist der Meeresspiegel?


Man stelle sich vor, es gäbe keine Gezeiten, Stürme, Strömungen und auch keine unterschiedliche Salzgehalte: wie würde sich dann das Wasser auf der Erde verteilen? Die Oberfläche dieses hypothetischen Wasserstandes bezeichnet anschaulich was der Meeresspiegel meint. In Anlehnung an diese Vorstellung gibt es dann verschiedene Definitionen und Bestimmungsarten, deren Ergebnisse aber um nur wenige Zentimeter voneinander abweichen.

Was meint Meeresspiegelanstieg?


Das meint die Idee, dass die Höhe des vollkommen ruhig gedachten Ozeanwassers über längere Zeiträume (Monate, Jahre, Jahrhunderte) ansteigt. Tatsächlich ist der Ozean nie ruhig. Es gibt Gezeiten, Stürme, Strömungen und starke Winde. Was dann ansteigt sind die über Monate und Jahre bestimmten Mittelwerte. Das meint konkret: Stürme erreichen immer höhere Höchststände und die täglichen Gezeiten (Ebbe und Flut) erreichen langam immer höhere Stände. Zurzeit (2020) steigt der Meeresspiegel mit etwa 3 Millimetern weltweit und pro Jahr an.

Was ist eine Transgression?


Transgression ist der geologische Fachbegriff für ein dauerhaftes Übergreifen des Meeres auf große Landflächen. Transgression fanden in der Erdgeschichte wiederholt statt und hinterließen typische Sedimente, an denen man sie erkennen kann. Die Vorgänge dabei lassen Prognosen für einen möglichen Meeresspiegelanstieg infolge des Klimawandels zu. Lies mehr unter Transgression (Geologie) ↗

Wie schätzen Klimaforscher den Anstieg ein?


Eine Einschätzung aus dem Jahr 2022 kommt zu folgenden Möglichkeiten: in den nächsten 2000 Jahren wird der globale mittlere Meeresspiegel um etwa 2 bis 3 m ansteigen, wenn die Erwärmung auf 1,5°C begrenzt ist. Um 2 bis 6 m, wenn sie auf 2°C begrenzt ist und um 19 bis 22 m bei einer Erwärmung von 5°C.[5]

Gibt es heute davon betroffene Städte?


Ja: akut betroffen sind zum Beispiel die Städte Miama in Kalifornien, New Orleans am Golf von Mexiko und die Riesenmetropole Jakarta auf der indonesischen Insel Java. Siehe als Beispiel Jakarta ↗

Gab es früher auch schon Meeresspiegelanstiege?


Ja, und zwar sehr deutliche. Während der letzten großen Eiszeit war sehr viel mehr Eis in den Polkappen gebunden als heute. Dadurch fehlte das Wasser in den Ozeanen. Die Wasseroberfläche der Nordsee lag 100 Meter tiefer als heute. Damit war der gesamte Bereich der heutgen Nordsee Festland. Als dann die Eismassen tauten stieg der Meeresspiegel mit oft mehreren Dezimetern pro Jahr an und überspülte weite Bereiche des ehemaligen Festlandes. Mehr dazu unter Doggerland ↗

Was ist das Grönland-Paradoxon?


Die Idee, dass sich das abtauende Eis Grönlands und von Antarktika gleichmäßig über die Ozean verteilt und überall einen gleich hohen Meeresspiegelanstieg bewirkt ist falsch. Würde zum Beispiel ganz Grönland aber auch nur das Eis von Grönland abtauen, käme es rund um Grönland bis hin nach Norwegen und Schottland zum einem Absinken des Meeresspiegels[3]. In Chile hingegegen würde der Meeresspiegel deutlich ansteigen. Der Grund dafür ist, dass die Eismassen auf dem Festland durch ihre Gravitationskraft selbt Wasser anziehen. Tauen die riesigen Eismassen auf Grönland ab, wird weniger Wasser gravitativ Richtung Grönland angezogen und der Meeresspiegel rund um Grönland sinkt. Zur physikalischen Ursache dazu siehe auch den Artikel zur Gravitationskraft ↗

Was war der SRTM-Fehler?


Im Jahr 2000 flog die US-amerikanische Raumfähre Space Shuttle eine Mission zur Vermessung der Höhe der Geländeoberfläche. Aus einer Höhe von über 200 bis 300 Kilometern wurde die Erdoberlfäche mit Radarwellen vermessen. SRTM steht für Shuttle Radar Topography Mission[8]. Die Radarstrahlen wurden von der Raumfähre ausgesendet, von der Erdoberfläche reflektiert und gelangten dann wieder zurück zur Raumfähre. Die reflektierten Daten wurden so ausgewertet, dass man damit ein Modell der Höhe der Erdoberfläche für fast alle bewohnte Landmassen der Erde erstellen konnte. Auf Grundlage dieser Modelle wurde später abgeschätzt, welche Küstenregionen so niedrig liegen, dass sie unmittelbar von steigenden Wasserhöhen bedroht sind. Da die Radastrahlen aber auch zum Beispiel von Hausdächern und Baumwipfeln oder Büschen reflektiert wurden, wurde für viele bebaute oder bewachsene Regionen die Erdoberlfäche zu hoch angenommen. Für küstennahe Regionen der USA lag der Fehle im Durchschnitt bei rund 3,7 Meter und für Australien bei etwa 2,5 Meter, weltweit wird der Fehler auf etwa 1,9 Meter abgeschätzt[9].

Welche Faktoren beeinflussen den Meeresspiegelanstieg?


Tatsächlich wirken viele verschiedene Faktoren auf den Anstieg oder das Absinken des Meeresspiegel an einer bestimmten Küstenlinie[4]: die Gravitationswirkung der Eismassen messen, die Veränderung der Erdrotation durch Massenverschiebungen, die Änderung größer Strömungs- und Windgebiete, die Wärmeausdehnung von Wasser sowie die abgetauten Wassermengen selbst. Diese Faktoren wirken sozusagen sofort oder innerhalb weniger Jahre. Jahrtausende hingegen dauern Prozesse der sogenannten isostatischen Landhebung: wo vorher Eis war ist das Land nun von Masse entlastet. So wie ein in Wasser eingetauchter Ball hebt es sich aus dem darunterliegenden Erdmantel nach oben an. Skandinavien hebt sich so seit der letzten großen Vereisung über mehrere Millimeter pro Jahr nach oben.

Welche Gegenmaßnahmen zum Anstieg des Meeresspiegels werden angedacht?


Bis zu einem Anstieg von etwa 2 Metern können zumindest an der deutschen Nordseeküste ordseeküste die bestehenden Deiche noch weiter erhöht werden. Darüberhinaus wird inbesondere der Aufwand für die Absicherung der Flussmündungen kaum mehr machbar sein. Der Meeresspiegelanstieg bedroht dann Städte wie zum Beispiel Emden, Bremen, Hamburg, Danzig, Amsterdam oder London und ganze Regionen wie die Niederlande, Flandern oder Ostfriesland. Man kann die Maßnahmen in drei große Richtungen unterteilen: a) Bau höherer begradigter Deiche weiter seewärts, b) Flucht der Bevölkerung in sichere Gebiete auf dem Festland und c) Umsiedlung der Bevölkerung auf Wohnstätten auf dem Meer:


Fußnoten