Grundkräfte
Physik
Basiswissen
In der Physik geht man zurzeit von vier Kräften aus, die zur Beschreibung der Weltabläufe ausreichen. Diese vier Kräfte nennt man die vier Grund- oder Fundamentalkräfte[1] oder auch die vier fundamentalen Wechselwirkungen[2] der Physik.
Die vier Grundkräfte der Physik
Was ist Reduktionismus?
Als Reduktionismus bezeichnet man in der Philosophie die Idee, dass man Bereiche der Wirklichkeit ganz auf andere Bereiche oder Prinzipien zurückführen kann[3]. So begegnet uns Kraft im Alltag in einer Vielzahl verschiedener Formen. Man spricht von Kapillarkräften, von Haft- und Reibungskräften, von Halte- oder Hubkräften und vielen anderen mehr. Indem man versucht, diese Viefalt auf einige wenige Grundkräfte zurückzuführen, also zu reduzieren, handelt man im Sinne eines Reduktionismus ↗
Was ist die Weltformel?
Das Wort Weltformel steht für die Idee, dass sich das gesamte Geschehen der Welt aus letztendlich einer Formel heraus oder einer rechnerisch handhabbaren Theorie erklären und vielleicht sogar vorausberechnen lässt[4]. Die Idee einer Weltformel war vor allem im 19ten und frühen 20ten Jahrhundert stark verbreitet. Der Versuch, alle Kräfte auf mögichst wenige Grundkräfte zurückzuführen ist ein Beitrag bei der Suche nach einer univeralen Theorie oder Formel für das ganze Weltgeschehen. Siehe auch Weltformel ↗
Das mechanistische Weltbild
Die Idee, dass das gesamte Geschehen der Welt auf einige wenige Kräfte mit anziehender oder abstoßender Wirkung zurückgeführt werden könnte, war vor allem im 19ten Jahrhundert weit verbreitet[4]. Dass naturphilosophische Ideal jener Zeit war es, alles in der Welt letztend Endes mechanisch mit den newtonschen Prinzipien erklären zu können. Siehe dazu auch mechanistisches Weltbild ↗
Der Ausschluss des Psychischen
Was bei der Suche nach Grundkräften der Physik durchaus verblüffen darf[4] ist der Ausschluss jeder psychischen oder geistigen Quellen von kraftartigen Wirkungen. Wenn unsere Psyche, unser Bewusstsein, Seele oder Geist keinerlei Wirkung auf die Welt der Materie ausüben kann, so wäre sie auf eine bloße Beobachterrolle im Dasein beschränkt. In der Sprache der Philosophie wäre das Psychische nur eine Begleiterscheinung, ein Epiphänomen, des Materiellen. Das Psychische als irgendwie geartete fünfte Grundkraft der Physik wäre damit ausgeschlossen. Eine - hypothetische - Beeinflussung der Materie durch die Psyche nennt man Psychokinese ↗
Fußnoten
- [1] Grund- oder Fundamentalkräfte: Das Spektrum Lexikon der Physik schreibt zur Gravitationskraft: "Diese Kraft ist von allen vier Grundkräften diejenige, die uns besonders vertraut ist. Die anderen Kräfte sind die elektromagnetische Kraft, starke und schwache Kraft – die beiden letztgenannten spielen eine besondere Rolle im subatomaren Bereich und sind wichtig, um den Zusammenhalt der uns umgebenden Materie zu verstehen." Einen Satz weiter werden die vier Grundkräfte auch als "Fundamentalkräfte" bezeichnet. In: Spektrum Lexikon der Astronomie. Abgerufen am 19. Januar 2024. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/astronomie/gravitation/150
- [2] Fundamentale Wechselwirkungen: "Nach unserem heutigen Kenntnisstand gibt es in der Natur vier grundlegende Wechselwirkungen: die Schwerkraft, den Elektromagnetismus, die schwache und die starke Wechselwirkung, wobei der Elektromagnetismus und die schwache Wechselwirkung in der elektroschwachen Theorie vereint sind." In: Der Artikel "Fundamentale Wechselwirkungen" des Institutes für theoretische Physik der Technischen Universität Wien. Abgerufen am 19. Januar 2024. Online: https://www.tuwien.at/phy/itp/forschung/fundamentale-wechselwirkungen
- [3] Max Planck in einem Vortrag aus dem Jahr 1908: "… die Anzahl der Einzelgebiete der Physik ist erheblich verringert, dadurch, daß verwandte Gebiete miteinander verschmolzen sind: so ist die Akustik ganz in der Mechanik aufgegangen, der Magnetismus und die Optik ganz in die Elektrodynamik…" In: Die Einheit des physikalischen Weltbildes. (Vortrag, gehalten am 9. Dezember 1908 in der naturwissenschaftlichen Fakultät des Studentenkorps an der Universität Leiden.)
- [4] Der später berühmte Physiologe Emil du Bois-Reymond (1818 bis 1896) schrieb als junger Mann im Jahr 1842 in einem Brief an Eduard Hallmann, dass alles letztendlich auf anziehende und abstoßende Kräfte zurückzuführen sei: "Brücke und ich, wir haben uns verschworen, die Wahrheit geltend zu machen, daß im Organismus keine anderen Kräfte wirksam sind, als die gemeinen physikalisch-chemischen; daß, wo diese bislang nicht zur Erklärung ausreichen, mittels der physikalisch-mathematischen Methode entweder nach ihrer Art und Weise der Wirksamkeit im konkreten Fall gesucht werden muß, oder daß neue Kräfte angenommen werden müssen, welche, von gleicher Dignität mit den physikalisch-chemischen, der Materie inhärent, stets auf nur abstoßende oder anziehende Componenten zurückzuführen sind.“ Siehe auch Emil du Bois-Reymond ↗
- [5] Erwin Schrödinger hält den Ausschluss des Subjektiven, des Psychischen aus der Physik für etwas Verdächtiges: "Damit [mit dem Begriff der Objektivierung] meine ich genau dasselbe, was auch oftmals die Hypothese der realen Außenwelt genannt wird. Ich behaupte, es handelt sich dabei um eine gewisse Vereinfachung, die wir einführen, um das unerhört verwickelte Probleme der Natur zu meistern. Ohne es uns ganz klarzumachen und ohne dabei immer ganz streng folgerichtig zu sein, schließen wir das Subjekt der Erkenntnis aus aus dem Bereich dessen, was wir an der Natur verstehen wollen. Wir treten mit unserer Person zurück in die Rolle eines Zuschauers, der nicht zur Welt gehört, welch letztere eben dadurch zu einer objektiven Welt wird." Quelle: Erwin Schrödinger. Geist und Materie. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig. 1961. Deutsche Übersetzung der Tarner Lectures abgehalten am Trinity College, Cambridge, England, im Oktober 1956. Dort die Seite 28. Siehe auch Objektivierung ↗