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Demagogie


Soziologie


Dasiswissen


Das Wort Demagogie stammt aus dem Altgriechischen und hieß unsprünglich so viel wie Leitung oder Anführung des Volkes. Heute steht Demagogie für das Verfolgen politischer Ziele vorbei an rationalen Argumenten, mit einem starken Appell an Gefühle und bei einer gleichzeitigen Stilisierung der Debatte als alles entscheidenden Kampf in dem es nur wahr oder falsch gibt. Das ist hier kurz mit Zitaten vorgestellt.

Definition nach dem Großen Brockhaus


Der Große Brockhaus[1] definiert Demagogie als „Aufwiegelung und Verführung einer Volksmasse zur Durchsetzung politischer Ziele durch Appelle an Emotionen und Vorurteile, durch Lügen, unbewiesene Behauptungen und abschätzige Kritik politischer Gegner.“ auch wenn die Ziele andere sein können, bedient sich die Demagogie damit ähnlicher Stilmittel wie auch die Pseudowissenschaft ↗

Definition nach Martin Morlock


Ähnlich wie der Große Brockhaus charakterisiert auch der deutsche Journalist Martin Morlock (1918 bis 1983) die Demagogie: „Demagogie betreibt, wer bei günstiger Gelegenheit öffentlich für ein politisches Ziel wirbt, indem er der Masse schmeichelt, an ihre Gefühle, Instinkte und Vorurteile appelliert, ferner sich der Hetze und Lüge schuldig macht, Wahres übertrieben oder grob vereinfacht darstellt, die Sache, die er durchsetzen will, für die Sache aller Gutgesinnten ausgibt, und die Art und Weise, wie er sie durchsetzt oder durchzusetzen vorschlägt, als die einzig mögliche hinstellt.“[2]

Wir gegen Euch als zentrales Motiv?


Der österreichische Ökonom Walter Ötsch arbeitete die Wir-Ihr Unterscheidung als ein zentrales Motiv der Demagogie heraus: "Das gemeinsame Moment dieser Rhetorik ist das „agonale Gruppierungsprinzip“ Einer homogenen Gruppe der „Wir“ (Kleine Leute, Volk, Nation, Inland,...) wird eine homogene Gruppe der „Anderen“ (System, herrschende Klasse, Ausland, Sozialschmarotzer,... ) gegenübergestellt und ein Feind‐Angst‐Bedrohungs‐Szenario entworfen." In dem hier zitierten Arbeitspapier von Ötsch[5] zeigt Ötsch auch drei Wahlplakate der östereischischen Freien Demokraten (FPÖ) mit den markanten Parolen: "Daham statt Islam", "Heimat statt EU-Diktat" sowie "Deutsch statt nix versteh'n". Das Wir sind hier die Österreicher, die anderen wahlweise Muslime, die EU-Diktatoren oder die Leute, die nix verstehen, also Ausländer. Woher kommt diese große Bereitschaft von Menschen, sich so gerne in Geschichten vom Wir-gegen-Euch einspannen zu lassen? Einen Ansatz für eine Erklärung bietet die sogenannte evolutionäre Psychologie. Menschliches Verhalten wird dort als Ergebnis unserer evolutionären, erdgeschichtlichen Vergangenheit gedeutet. Demaogogie und Populismus haben ihre Wurzeln dann im Stammesdenken (tribal sentiments) unseres Vorfahren[7]. Indem die Demagogie soziale Gruppen schärft und in eine Kampfesstimmung versetzt, fördert sie Szenarien der Konkurrenz. Gegeneinander konkurrierende Gruppen in Verbindung mit Mechanismen des Darwinsismus aber waren möglicherweise die Triebfeder einer Entwicklung hin zu mehr Komplexiät und Effizienz in der Evolution[8]. Dieser Gedanke ist weiter ausgearbeitet im Artikel zur Gruppenselektion ↗

Fußnoten


Universität Linz (Österreich).