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Asoz als hessischer Dialekt


Hanauer Gegend


Übersetzung


Asoziale, unliebsame Personen, sozial geächtet: „Üwwer de Bahn, da isses Asoz-Viertel. Da gehste ahwends besser nett lang.“ Meint: jenseits der Bahnlinie wohnen Menschen, die vom restlichen Ort nicht geachtet werden. Abends hältst du dich bitte davon fern. Die Betonung liegt sowohl auf dem A wie auch auf dem o. [B] ein einfacher Mensch, der gerne auf Kosten anderer lebt, der sich gerne durschleifen lässte. Das Wort bedarf einer historischen Einordnung. Dazu mehr unten.

Historische Einordnung


Aus meiner Kindheit (1970er Jahre) habe ich das Wort als völlig normalen Alltagsbegriff in Erinnerung. Er wurde ohne besondere emotionale Aufwühlung benutzt, eher rein sachlich als Beschreibung eines Sachverhalts: jemand war halt ein Asoz. Asoz waren mitunter gefährliche Leute, die in verwahrlosten Häusern, meist Wohnblocks am Rand der Stadt, wohnten. So viel zu meiner Erinnerung. Neben den - wertfreien - Verwendungen des Worte asozial in der Soziologie und Psychologie hat das Wort auch eine Geschichte als Begriff in der NS-Zeit: hier bezeichnet asozial Personen aus den unteren Schichten, die man als unwillig betrachtete, sich am anerkannten Sozialleben zu beteiligen. Asoziale waren damit auch eine Kategorie von genau so bezeichneten Häftlichen in Konzentrationslagern. Kann es sein, dass sich dieser Wortgebrauch fast nahtlos von den 1930er Jahren bis in die 1970er Jahre erhalten hat? Siehe auch das ähnlich problematische Wort Zores als hessischer Dialekt ↗

Fußnoten