Rhetos
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Aphorismen über Aphorismen


Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916): Ein Aphorismus ist der letzte Ring einer langen Gedankenkette.


Basiswissen


Ambrose Bierce (1842–1914): Aphorismus, m. Vorverdaute Weisheit.

Friedrich Nietzsche (1844–1900): Ein Aphorismus, rechtschaffen geprägt und ausgegossen, ist damit, dass er abgelesen ist, noch nicht „entziffert“; vielmehr hat nun dessen Auslegung zu beginnen, zu der es einer Kunst der Auslegung bedarf.

Robert Musil (1880–1942): Aphorismus: das kleinste mögliche Ganze.

Theodor Fontane (1819–1898): Ein guter Aphorismus ist die Weisheit eines ganzen Buches in einem einzigen Satz.

Hans Kudszus (1901–1977): Jeder Aphorismus ist das Amen einer Erfahrung.

Karlheinz Deschner (1924–2014): Ein Aphorismus ist der Versuch, schon den Ton als Konzert auszugeben.

Elias Canetti (1905–1994): Die großen Aphoristiker lesen sich so, als ob sie einander gut gekannt hätten.

Helmut Arntzen (* 1931): Im Aphorismus ist der Gedanke nicht zu Hause, sondern auf dem Sprung. (Kurzer Prozess. Nymphenburger, München 1966.)

Elazar Benyoetz (* 1937): Ein Aphoristiker sagt so viel, wie sich denken lässt, und nicht mehr, als man sich ausmalen kann.

Klaus von Welser (1942–2014): Der Systematiker führt seine Gedanken aus, der Aphoristiker führt sie heim.

Alfred Grünewald (1884–1942): Als ich erkannte, daß man sich den Leuten nicht gut ohne Gebrauchsanweisung verschreiben kann, entschloß ich mich für den Aphorismus.

Karl Kraus (1874–1936): Ein Aphorismus braucht nicht wahr zu sein, aber er soll die Wahrheit überflügeln. Er muß mit einem Satz über sie hinauskommen.

Karl Kraus: Der Aphorismus deckt sich nie mit der Wahrheit; er ist entweder eine halbe Wahrheit oder anderthalb.

Ludwig Wittgenstein (1889–1951): Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.

Elazar Benyoetz: Aphorismus — ein Wort in Sinn getaucht.

Hermann Junghans: Aphorismen sind eine feine Erfindung: Sie haben für den, der sie in die Welt setzt, einen hohen Anspruch auf Anerkennung seiner Intellektualität, ohne auch nur ein Mindestmaß an Verantwortung zu enthalten.

Martin Liechti: Kennzeichen des Aphorismus: Das Fragmentarische -- nichts Ganzes gelingt, auch wenn es so tönt.

Kevin Schaller: Der Aphorismus ist das Bestreben, ein ganzes Meer in eine Flasche zu füllen.