Vaalser Grünsand
Geologie
Basiswissen
Als Vaalser Grünsand bezeichnet man früher geologische Ablagerungen von Strandsanden der oberen Kreidezeit. Heutige Bezeichnungen sind Vaalser Schichten[1, Seite 83] oder Vaals-Formation[3]. Namensgeber ist der kleine Ort Vaals, auf der niederländischen Seite der Grenze zu Aachen. Die Sande sind heute gut zugänglich im Aachener Stadtwald sowie im daran angrenzenden Preuswald bis hinüber in die niederländische Provinz Süd-Limburg an vielen Stellen aufgeschlossen.
Aus welcher Zeit stammen die Vaalser Grünsande?
Die Vaalser Sande werden zeitlich dem sogenannen Untercampan[1][4] zugeordnet. Das Untercampan ist ein Zeitabschnitt, eine sogenannte Stufe, der späteren Kreidezeit. Die Kreidezeit war die Hochzeit dert der Dinosaurier. Damals war Europa ein nahe am Äquator gelegenes Archipel von Inseln. Die Kreidezeit begann vor rund 145 Millionen Jahren und endete vor rund 66 Millionen Jahren. Das Campan begann innerhalb der Kreidezeit vor 83, 6 Millionen Jahren und endet vor 72 Millionen Jahren. Das Untercampan, aus dem die Vaalser Grünsande stammen, liegt am Anfang des Campan. Zum zeitlichen Hintergrund dieser Zeit siehe auch Kreidezeit ↗
Unter welchen Bedingungen wurden die Sande abgelagert?
Die Sande sind sehr fein. Das deutet auf wenig Wasserbewegung hin. Auch wurde die ursprüngliche Schichtung durch Bioturbation, also Wühltätigkeit von Tieren im Boden, zerstört. Es werden auch Ansammlungen von Schill genannt. So nennt man zusammengespülte Ansammlungen von Schalen von Muscheln, Schnecke udn anderen Tieren. Eine ebenfalls erwähnte Rinnenschichtung deutet auf prielartige Strukturen hin. Diese Beschreibung[1, Seite 83, 84] passt gut zu einer Flachküste ↗
Gibt es Fossilien im Vaalser Grünsand?
Fossilien, so ein Autor[1], seien in den Vaalser Schichten, also im Vaalser Grünsand im allgemeinen selten. Es werden jedoch einige Fundstellen genannt:
- Die Schafskul, eine alte und heute noch große Vertiefung direkt am Westrand des Geusenweges unterhalb des Gutes Heldsruh, ausführlich als Fossilstätte beschrieben von Prof. Eduard Holzapfel (1853 bis 1913). Dort wurden zum Beispiel gefunden: Belemniten, Foraminiferen, Schwammnadeln und Moostierchen[2, Seite 70] ↗
- Sehr fossilreich soll auch die östliche Einfahrt zum Eisenbahntunnel nach Gemmenich sein. Der Tunnel verläuft über seine gesamte Länge von 870 Metern im Vaalser Grünsand[2, Seite 70].
- Der protestantische Friedhof am Westrand von Vaals[1, Seite 84] mit reicher vielen Mollusken[7] ↗
- Tintenfischähnliche Belemnit[en][4] ↗
- Eine große Vielfalt an Fischen[9]
- Mikroskopische Foraminiferen[8]
Fundstellen des Vaalser Grünsandes
Der Aachener Professor der Geologie, Roland Walter (Emeritierung 1999), beschrieb ausführlich einige oberflächliche Vorkommen des Vaalser Grünsandes auf Aachener Gebiet. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um um den Aachener Stadtwald, den Preuswald sowie das Gebiet um den Vaalserberg. In einem Buch zu den Aachener Georouten sind einzelne Stellen eindeutig und detailliert beschrieben[2].
Bilder zum Vaalser Grünsand
- An Dachsbau aufgeschlossen: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vaalser_Grünsand_(Geusenweg,_Dachsbau).jpg
- An Steilhang aufgeschlossen: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vaalser_Grünsand_(Fundstelle,_Friedrichwald).jpg
- Steinartig verhärtet: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vaalser_Grünsand_(steinartig,_Friedrichwald).jpg
- Sandartig locker: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vaalser_Grünsand_(sandartig,_Friedrichwald).jpg
Fußnoten
- [1] Gangolf Knapp, Hans Hager: Geologische Karte der nördlichen Eifel 1:100 000. Erläuterungen. Hrsg.: Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen. 3. Auflage. Krefeld 1980. Dort das Kapitel Kapitel 3.82 Campan, Unterkapitel 3.8.21. Vaalser Schichten. Seite 83 ff. Im vorangehenden Kapitel auf der Seite 83 werden die Aachener Schichten ausdrücklich dem Untercampan zugeordnet.
- [2] Roland Walter: Aachener Georouten. GEV (Grenz-Echo Verlag). Eupen. 2012. ISBN: 978-3-86712-058-6. Dort zum Beispiel die Seiten 60 (als Schichten im Preuswald und Friedrichwald), 66 (im oberen Dorbachtal), 67 (Geusenweg), 68 (talbildende Verwitterung), 70 (Schafskul als reiche Fossilienquelle, östliche Einfahrt des Tunnels nach Gemmenich als weitere Fossilquelle, Vaalser Grünsand auch in den Wiesen unterhalb des Gipfel des Friedrichwaldes), 72 (das obere Senserbachtal mit den Streuobstwiesen nur wenige Zehnermeter hangabwärts nach Norden vom Türmchen-Beek aus), 75 (am Abzweig vom Dreiländerweg zum Gut Heldsruh steht Grünsand in den Böschung an), 78 (Abstieg vom Dreiländereck Richtung Vaals),
- [3] Aachener Kreide. In: Wikipedia. Abgerufen am 27. August 2023. Online: https://de.wikipedia.de/wiki/Aachener_Kreide
- [4] Hans J. Albers: Feinstratigrafie, Faziesanalyse und Zyklen des Untercampans (Vaalser Grünsand = Hervien) von Aachen und dem niederländisch-belgischen Limburg. Geolog. Jahrbuch, A 34, Hannover 1976, S. 3–68
- [5] Werner M. Felder, Peter W. Bosch: Krijt van Zuid-Limburg. Delft /Utrecht 2000, ISBN 90-6743-710-7. Vaalser Formation unter anderem auf Seite 30.
- [6] Roland Walter: Aachen und nördliche Umgebung. Sammlung Geologischer Führer, Band 101, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-443-15087-7. Seite 22.
- [7] E. Holzapfel: Die Mollusken der Aachener Kreide. In: Palaeontographica, 34 und 35. 1887 bis 1889. Stuttgart.
- [8] I. Beissel: Die Foraminiferen der Aachener Kreide. Abhandlung der preußischen geologischen Landesanstalt. 1891. Berlin.
- [9] H. Albers, W. Weiler: Eine Fischfauna aus der oberen Kreide von Achen und neuere Funde aus dem Maastricht des angrenzenden belgisch-holländischen Raumes. In: Jahrbuch Geol. Paläont., Abhandlung 120. 1964. Stuttgart.
- [10] Eduard Holzapfel: Die Mollusken der Aachener Kreide. In: Paläontographica, Band 34 und 35. 1888/89.