Technosoziobiontogenese
Futurologie
Grundidee
Als Technosoziobiontogenese werden hier spekulative Entwicklungen von technologischen, sozialen und biologischen Komponenten oder Strukturen hin zu einem hypothetischen Überwesen, dem Technosoziobionten, bezeichnet. Hier werden beispielhaft einige Teilprozesse dazu skizziert.
Einführung
Seit den 1960er Jahren entstand eine größere Anzahl von spekulativen Beschreibungen von Überwesen[1-9], die aus einer synthetischen Verschmelzung von Technologien (vor allem Kommunikation), sozialen Phänomenen (vor allem marktwirtschaftliche) sowie biologischen Bauteilen (vor allem Menschen) entstehen sollen. Gemeinsam ist vielen dieser Konzepte, dass evolutionsbiologische Prozesse durch Selektion die Entstehung von organizistisch gedachten Wesen fördern. Insbesondere die Vorstellung eines künstlichen Nervennetzes mit geographischer Ausdehnung, bestehend aus Computernetzwerken kennzeichnet viele der jüngeren Spekulationen. Stellvertretend für dieses "Genre" an Konzepten sind wesentliche Kernideen hier zusammengefasst in dem Artikel Global Brain (Glossar) ↗
Die Technosphäre als metaphorische Ursuppe
Der Begriff der Technosphäre[10] im Sinn von einem Schalenaufbau der Erde fasst den Bereich zusammen, der von Technologie beeinflusst wird. Das ist im Wesentlichen die Erdoberfläche. Zu den Teilen dieser Technosphäre gehören dann technologische, soziale, biologische und auch geologische Komponenten. Insbesondere aus Menschen und ihre sozialen Strukturen einerseits sowie soziale Strukturen andererseits bilden könnte dabei Präadpatationen im Sinne der Evolution enthalten, die sich nach und nach über Prozesse wie (Endo)Symbiose, Koevolution, Parasitismus oder Zerebralisierung hin zu einem Überorganismus entwickeln. Aus der Technosphäre entsteht der Spekulation zufolge letztendlich der Technosoziobiont ↗
Beispielhafte Prozesse hin zu einem Technosoziobionten
- Das Wirtschaftsgeschehen als Evolution Evolutionsökonomik ↗
- Eine Art von Kompartimentierung horizontale Differenzierung ↗
- Koevolution als wirtschaftliche Lock-in-Effekt ↗
- Evolutionspfade als wirtschaftliche Pfadabhängigkeit ↗
- Gehirnbildung als neuronal-organisationale Zerebralisation ↗
- Sinnvoller Zelltod als Apoptose (Soziologie) ↗
- Psychologische Aufmerksamkeit kollektive Aufmerksamkeit ↗
- Zelldifferenzierung als ökonomische Arbeitsteilung ↗
- Biologischer Endosymbiont und soziointegrative Degeneration ↗
- Die Liste ist weitergeführt im Artikel zur Ursuppe (Technosphäre) ↗
Fußnoten
- [1] Russell, P. (1983). The Global Brain: speculations on the evolutionary leap to planetary consciousness. Los Angeles: JP Tarcher Global Brain ↗
- [2] Gregory Stock: Metaman: The Merging of Humans and Machines into a Global Superorganism. Simon and Schuster (1993). Mehr unter Metaman ↗
- [3] Joël de Rosnay: Homo symbioticus. Einblicke in das 3. Jahrtausend, Gerling Akademie Verlag, München 1997, ISBN 3-9803352-4-0 Kybiont ↗
- [4] Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte: Die Entstehung der Machina sapiens. Burgverlag, Tecklenburg. 2000. ISBN: 3-922506-99-2 Machina Sapiens ↗
- [5] Jan Christian Smuts: Holisms and Evolution. The Macmillan Company. New York. 1926.
- [6] John Maynard Smith, Eörs Szathmáry: The Major Transitions in Evolution. Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-850294-X.
- [7] Howard Bloom: The Global Brain: The Evolution of Mass Mind from the Big Bang to the 21st Century. Wiley, 2000, ISBN 978-0-471-29584-6; deutsch: Global brain : die Evolution sozialer Intelligenz / Aus dem Amerikanischen und mit einem Nachwort von Florian Rötzer. DVA, 1999, ISBN 978-3-421-05304-6.
- [8] Edward Sapir: Do We Need a“Superorganic”?. American Anthropologist, 19: 441-447. 1917. https://doi.org/10.1525/aa.1917.19.3.02a00150 (zum Einfluss des Individuums auf die Gemeinschaft).
- [9] A. L. Kroeber: The Superorganic. In: American Anthropologist, Vol. 19, No. 2 (April - June, 1917), pp. 163-213. (Über das Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft)
- [10] Carsten Hermann-Pillath: The Case for a New Discipline: Technosphere Science, Ecological Economics, 149, 212-225, 2018, https://doi.org/10.1016/j.ecolecon.2018.03.024