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Skalenniveau


Definition


Basiswissen


Nominal, ordinal, kardinal, intervallmäßig oder verhältnismäßig: als Skalen- oder auch Messniveau bezeichnet man unterschiedliche Stufen einer zahlenmäßigen Beschreibbarkeit von Messergebnissen. Vor allem in den Sozialwissenschaften und der Psychologie spielte das Skalenniveau eine wichtige Rolle. Das ist hier Beispiel einer vermuteten „Verflachung des menschlichen Geistes“ erklärt.

Ausgsangsidee: man hat „Konstrukt“


Im Jahr 2000 veröffentlichte der Mediziner Kazem Sadegh-Zadeh ein Buch, in dem er die Entstehung eines globalen hybriden Wesens aus Menschen und Maschinen, der Machina sapiens als Hypothese formulierte. Eine Kernidee seiner Argumentation war, dass der "Geist verflache"[1]. Aber ist das tatsächlich so? Wie könnte man für sich selbst überprüfen, ob die Behauptung tatsächlich zutrifft? Wie könnte man messen, ob der eine Geist "flacher" ist als ein anderer? Die Flachheit des Geistes ist zunächst ein sogenanntes Konstrukt, das heißt ein nicht direkt über Messungen überprüfbares Konzept. Lies mehr dazu unter Konstrukt ↗

Erster Schritt: man braucht einen klaren Begriff


„Flachheit des Geistes“ ist zunächst ein recht deutungsoffener Begriff. Man kann damit zum Beispiel meinen, dass eine Person a) über kaum etwas tiefer nachdenkt oder b) sehr begrenzte Interessen hat, sich zum Beispiel sehr einseitig nur für Sport interessiert. Bevor man ein Konstrukt messbar machen kann, muss es als Begriff präzisiert werden. Wir könnten uns hier zum Beispiel dafür entscheiden, die Flachheit des Geistes zunächst an einer fehlenden gedanklichen Durchdringung von angebotenem Informationen festzumachen. Eine solche Präzisierung eines Begriffs nennt man auch Explikation ↗

Zweiter Schritt: man braucht eine Messidee


Als „Flachheit eines Geistes“ bezeichnen wir nun also das Fehlen einer tieferen gedanklichen Durchdringung angebotener Informationen. Nun braucht man eine Messidee. Das Ziel ist es, festzustellen, ob oder wie sehr eine bestimmte Person „geistig flach“ ist. Eine - von vielen - Möglichkeiten könnte es sein, einem Probanden einen Text darzubieten, der viele leicht erkennbare Widersprüche und Erklärungslücken enthält aber mit einer wichtigen Schlussfolgerung oder Behauptung endet. Ein Beispiel könnte ein ein Text von Leugnern des Klimawandels sein[2]. Der Proband wird dann gefragt, inwiefern er den Aussagen des Textes zustimmen kann. Messen könnte man dann, ob oder auch wie viele der Mängel in dem Text der Proband von sich aus anspricht. Diesen Vorgang, ein theoretisches Kontrukt messbar zu machen nennt man auch Operationalisierung ↗

Dritter Schritt: Skalenniveau auswählen


Man lässt einen Probanden einen fragwürdigen Text zum Klimawandel lesen. In dem Text sind viele Widersprüche und Erklärungslücken. Das zu messende Merkmal ist die (geistige) Flachheit. Je nach Grad der zahlenmäßigen Messbarkeit kann man jetzt ein Skalenniveau wählen. Je höher das Skalenniveau, desto aussagekräftiger im Sinne einer quantitativ-zählenden Messung ist dann das Messergebnis.

Nominalskala


Das Merkmal (geistige) Flachheit wird in den zwei Ausprägungen "ja" und "nein" erfasst. Die Ausprägungen sind nicht mit Zahlen beschrieben sondern nur rein vom Namen (nominal) her. Das ist das niedrigste Skalenniveau. Mehr unter Nominalskala ↗

Ordinalskala


Das Merkmal (geistige) Flachheit wird darüber erfasst, wo in einer Rangfolge von wenig nach viel ein Proband steht: der Proband mit den wenigsten genannten Mängeln erhält den Platz Eins, der Proband mit den meisten erfassten Mängeln erhält den letzten Platz. Die restlichen Probanden werden entsprechend dazwischen angeordnet. Man erzeugt als eine Reihenfolge (order), mehr dazu unter Ordinalskala ↗

Intervallskala


Das Merkmal (geistige) Flachheit wird darüber erfasst, wie viele Mängel in dem Text ein Proband von sich aus korrekt angesprochen hat. Jedem Proband wird dann diese Zahl zugeordnet. Man kann sinnvoll einen Abstand zwischen verschiedenen Ausprägungen deuten: Proband A hat vier Mängel mehr erkannt als Proband B. Dass man Abstände zwischen Messwerten sinnvoll deuten kann ist typisch für die Intervallskala ↗

Verhältnisskala


Das Merkmal (geistige) Flachheit wird hier im Beispiel genauso erfasst wie bei der Intervallskala. Hat man für jeden Probanden gemessen, wie viele Mängel im Text er von sich aus korrekt erwähnt hat, kann man auch sinnvolle Zahlenverhältnisse bilden. Es macht zum Beispiel Sinn zu sagen, dass Proband A dreimal so viele Mängel erwähnte wie Proband B. Lies mehr unter Verhältnisskala ↗

Kategorialskala


Kategorialskala ist ein Oberbegriff und fasst die Nominal- und Ordinalskala zusammen. Das sind niedrige Skalenniveaus bei denen noch nicht sinnvoll mit Zahlen gerechnet werden kann. Mehr unter Kategorialskala ↗

Kardinalskala


Kardinalskala ist ein Oberbegriff und fasst die Intervall- und Verhältnisskala zusammen, Skalen bei denen man sinnvoll mit Zahlen rechnen kann. Mehr unter Kardinalskala ↗

Fußnoten