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Hektarerträge


Beispiele


Basiswissen


Hektarerträge geben an, welche Masse einer Pflanze auf einem durchschnittlichen Hektar (10 Tausend m²) geerntet wurden. Die Masse wird dabei oft in Dezitonnen angegeben. Eine Dezitonne ist eine Zehntel Tonner oder 100 kg. Der weltweite Durchschnitt für Getreide lag im Jahr 2017 bei 3586 Kilogramm pro Hektar oder rund 36 Dezitonnen (dt). Hier stehen einige regionale sowie historische Zahlen.

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Weizenerträge nach Weltregionen im Jahr 2017[1]


Die Zahlen in der Tabelle unten sind auf den ersten Blick überraschend: der Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate gelten als Wüstenstaaten. Wie können sie den fast dreifachen Hektarertrag wie das klimatisch (noch, Stand 2020) günstig gelegene Deutschland erreichen? Die Antwort liegt wahrscheinlich in der Kombination aus viel Sonnenschein für die Photosyntheseaktivität in Verbindung mit einer künstlichen Bewässerung der Anbauflächen:


Weitere weltweite Vergleichszahlen


Der Getreideertrag pro Hektar nach Getreideart betrug in der Saison 2017/2018 weltweit für Mais rund 56 Dezitonnen pro Hektar, Reis (geschält) 46, Weizen 35 und Gerste 30 Dezitonnen pro Hektar. An Kartoffeln wurden in Deutschland zum Vergleich im 2017 pro Hektar rund 469 Dezitonnen geerntet. Quelle: Wikipedia Artikel zu Ertrag (Landwirtschaft), vom 30. Mai 2020.

Die historische Entwicklung in Deutschland seit 1898


In Deutschland erfuhren die Hektarerträge im 20ten Jahrhundert für viele Anbauarten nahezu eine Verdreieinhalbfachung. Um das Jahr 2000 wurde dann rund 3,5 mal so viel Feldfrüchte gewonnen wie um das Jahr 1900. Ein besonders großer Sprung ist in der Zeitspanne seit 1955 zu erkennen. Vermutlich erkennt man dort den Einsatz von industriell hergestellten Düngelmitteln und Pflanzenschutzmitteln. Die Zahlen unten gelten für Deutschland, die Zahlen von 1950 bis 1955 beziehen sich auf das ehemalige Bundesgebiet Westdeutschlands (also ohne die ehemalige DDR):

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Weizenerträge historisch[2]



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Roggenerträge historisch[2]



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Kartoffelerträge historisch[2]



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Zuckerrübenerträge historisch[2]



Was führte zur Steigerung der Erträge?


Seit der Antike gab es immer wieder enorme Steigerungen der Hektarerträge, meist als Folge organisatorischer oder technische Innovationen. Nur beispielhaft seien hier einige genannt. Baut man auf einem Stück Land jedes Jahr dieselbe Frucht in größerer Menge an, wird der Boden meist schnell seine Fruchtbarkeit verlieren. Lässt man das Land ein Jahr brach liegen, kann sich der Boden aber oft erhohlen. Das führte früh zur sogenannten Zweifelderwirtschaft: man teilte das Land in zwei Felder auf, eines ließ man ein Jahr lang brach liegen, das andere wurde bebaut. Im frühen Mittelalter entwickelte sich dann daraus die Dreifelderwirtschaft: man teilte die Felder in drei Drittel auf wobei stets nur ein Drittel (statt der Hälfte) brach liegen bleibt. Das führte zu einem großen Anstieg der Hektarerträge und zu einem deutlichen Bevölkerungswachstum in Europa. Ein interessanter Aspekt wurde für England im 18ten Jahrhundert herausgearbeitet: hier wurden große Flächen ehemaliger Allmende (allgemein verfügbar) eingehegt (Enclosure Movement) und darüber zu reinem Privatbesitz gemacht. Diese Privatisierung führte zu in Einzelfällen zu enormen Ertragssteigerung bis zum 10fachen des ursprünglichen Ertrages[5]. Gleichzeitig wurde die Landwirtschaft verwissenschaftlicht und der Austausch von Wissen planvoll gefördert. Weitere Sprünge im Ertrag brachte die Herstellung künstlicher Dünger, etwa Kali sowie später auch der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel. Zukünftige Ertragssteigerungen verspricht man sich seit den 2000er Jahren von gentechnisch veränderten Pflanzen.

Ist mechanische Landwirtschaft ertragreicher als manuelle?


Nein, als Beispiel werden oft die Amische (auch Amish) angeführt, eine deutschsprachige Gruppe christlich-religiös lebender Menschen, die vor allem in Pennsylvanien (USA) siedeln. Die Amische lehnen Elektrizität und eine Motorisierung der Landwirtschaft weitgehend ab. Die Bearbeitung der Felder wird zum Beispiel mit Pferdegespannen durchgeführt. Industrielle Düngemittel und Pflanzenschutzmittel werden ebenfalls weitgehend abgelehnt. Dennoch erzielen die Amische damit ähnlich hohe bis zum Teil höhere Hektarerträge als ihre amerikanischen Nachbarn[4] mit konventionelle Landwirtschaft. Die Amische benötigen zwar sehr viel mehr Arbeitsstunden pro Tonne Ertrag, nicht aber mehr Hektar. Siehe auch Amish ↗

Was ist die Malthusianische Katastrophe?


Im Jahr 1798 veröffentlichte der englische Ökonom Thomas Robert Malthus seine Idee, dass die Bevölkerung in einer betrachteten Gegend meist exponentiell wächst, während der landwirtschaftliche Ertrag nur linear wächst. Deutet man das mathematisch-analytisch, kommt es irgendwann zwangsläufig zu Hungersnöten. Malthus unterschätzte jedoch, dass sich von etwa 1700 bis heute auch die Landwirtschaftserträge überproportional bis nahezu exponentiell vermehrt haben, was etwa die historischen Daten aus Deutschland oben nahelegen. Solange das gilt tritt keine Katastrophe ein. Lies mehr dazu unter Malthusianische Katastrophe ↗

Fußnoten