Antiphlogistische Chemie
Geschichte
Basiswissen
Bis zum Ende des 18ten Jahrhunderts betrachteten viele Chemiker die Wärme als einen Stoff, das sogenannte Phlogiston[1]. Diese Vorstellung klingt heute noch an in Redewendungen wie Wärmefluß, Wärme tanken oder Wärme verlieren. Man dachte, dass bei einer Verbrennung dieser Wärmestoff ausgeschieden werden. Doch war schon damals bekannt, dass Stoffe bei einer Verbrennung nicht leichter sondern meist schwerer werden. Vor allem der französische Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier (auf der Guillotine enthauptet) entwickelte die heute gültige Vorstellung, dass Wärme kein Stoff sei. Heute betrachtet man Wärme als eine Form von Energie, die aus der ungeordneten Bewegung von Teilchen entsteht. Siehe auch Wärme ↗
Fußnoten
- [1] In einem Lexikon aus dem Jahr 1809: "Die antiphlogistische Chemie, das System der Chemie, welches das Dasein des brennbaren Wesens verwirft. Stahl, ehemahliger königl. Preuß. Leibarzt zu Berlin, hat zu Anfange dieses Jahrhunderts die Lehre verbreitet, welcher noch heut zu Tage sehr viele Chemisten ergeben sind, daß ein gewisser Grundstoff in verschiedenen Körpern sei, welcher mache, daß sie, wenn sie angezündet werden, mit einer Flamme brennen. Er nannte diesen Grundstoff brennbares Wesen oder Phlogiston, und glaubte zugleich, daß die Metalle aus Phlogiston und metallischer Erde zusammen gesetzt seien. Wenn man z. B. Mennige, welche eine Bleierde oder Bleikalk ist, mit Kohlenstaub, als welcher sehr viel brennbares Wesen enthält, vermischt und glühet, so vereinigt sich das brennbare Wesen mit der Bleierde; und diese wird dadurch zu Blei. – Lavosier, ein berühmter Französischer Chemist, hat dagegen in den neuern Zeiten eine andere Theorie der Chemie erfunden, nach welcher er das Stahlische Phlogiston für ein Unding erklärt, und alle die Erscheinungen, die man für eine Wirkung des Phlogistons gehalten hat, aus der Einwirkung der dephlogistisirten Lust, welche er Sauerstoff (oxigen) nennt, herleitet. Nach ihm brennen entzündliche Körper dadurch, daß sie den Sauerstoff aus der Luft anziehen und sich mit ihm vereinigen; daher kommt es, daß kein Körper ohne den Zutritt der freien Luft brennen kann. Durch die Vereinigung des Sauerstoffes mit irgend einem Körper entstehet allezeit eine andere neue Substanz: z. B. wenn vermittelst des Brennens der Sauerstoff sich mit dem Holze verbindet, so entstehet daraus Kohle; wenn sich der Sauerstoff, ebenfalls vermittelst des Verbrennens, mit Schwefel verbindet, so entstehet daraus Vitriolöhl; wenn sich der Sauerstoff mit einem Metall verbindet, so entstebet daraus eine metallische Erde oder ein so genannter metallischer Kalk. Diese Theorie des Lavoisier wird die antiphlogistische Chemie genannt. Es ist nicht zu läugnen, daß sie sehr sinnreich und durch unzählige dieserhalb angestellte Versuche größtentheils bestätiget worden ist. Es lassen sich auch nach derselben viele Erscheinungen in der Chemie, welche den Stahlianern ein unauflösliches Räthsel sind, auf eine sehr einleuchtende und einfache Weise erklären. – Man vergleiche hiermit den Artikel dephlogistisirte Luft." In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 63-64. Online: http://www.zeno.org/nid/20000740845
- [2] In einem Lexikon von 1837, das Phlogiston: " Lavoisier (Ant. Laurent), der Schöpfer der neuern Chemie, wurde 1743 zu Paris geboren und erwarb sich die gründlichsten und vielseitigsten naturwissenschaftlichen Kenntnisse. Er erregte zuerst Aufsehen durch eine Schrift über[708] die zweckmäßigste Art der Straßenbeleuchtung, welche 1764 von der franz. Regierung mit dem von ihr ausgesetzten Preise belohnt wurde. Mehre ausgezeichnete Abhandlungen, welche L. darauf der Akademie überreichte, hatten 1768 seine Aufnahme in dieses Institut zur Folge. Zu ausgedehnten und kostspieligen chemisch-physikalischen Versuchen fand L. die Mittel in der Stelle eines Generalpächters, welche er übernahm. Bisher hatten die Naturforscher den Verbrennungsproceß, einen der wichtigsten und am tiefsten in das Wesen der ganzen Chemie eingreifenden, dadurch erklärt, daß sie nach Vorgang des deutschen Chemikers Stahl einen eignen Stoff, Phlogiston genannt, annahmen, welcher mit allen verbrennbaren Körpern verbunden sein und bei der Verbrennung ausgeschieden werden sollte. Schon vor L. hatte man indeß die Bemerkung gemacht, daß bei genauer Beobachtung und Untersuchung sich zeige, daß die Körper beim Verbrennen keineswegs an Gewicht verlören, sondern vielmehr gewönnen, und diese Bemerkung mußte nothwendig, wenn man das Phlogiston nicht aufgeben wollte, zu der widersinnigen Annahme führen, daß das Phlogiston ein Stoff sei, welcher durch seine Gegenwart andere Stoffe nicht schwerer, sondern leichter mache." Der Artikel behandelt dann weiter ausführlich auch biographische Stationen von Lavoisier. In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 708-709. Online: http://www.zeno.org/nid/20000840130